Der Tau des Morgens und die Kraft der Mittagssonne sind bereits vorüber.
Es wurde Abend schon, als ich dich endlich fand.
Ich zähle froh und voller Glück die uns verbliebnen Stunden
wie schwere, goldne Münzen dir in deine Hand.
Ich kann dir nur noch diese leicht gewelkte Rose schenken -
jedoch sie duftet noch. Oh küsse Blatt für Blatt!
Im Herbst birgt sie als Frucht all unsre Träume,
die alten und auch die, die heute jeder von uns hat.
Und schau, die Sonne scheint uns noch:
dein Blut ist rot und warm.
Oh küsse meine Augen, trinke meine Seele,
bewohne voller Wollust meine Haut!
Wir bleiben Hand in Hand, bis alle Nachtigallen schlagen,
bis uns der Mond sein altes Lied
vom Wachsen und Vergehen anvertraut.
Wir bleiben auch, wenn alle Himmelssterne
die tiefe Nacht mit Silberreif beschlagen
Und länger noch,
bis dann der nächste Morgen graut.
2002